42. Harz-Gebirgslauf (Brocken-Marathon) am 12.10.2019

Sa, 12.10.2019 / Heiko Rammenstein (Marathon)

Nach einigen Marathon- und Ultraläufen mit eher welligem, aber nicht allzu anspruchsvollem Profil suchte Uwe Neudert erstmals die Herausforderung beim legendären Harz-Gebirgslauf und wählte den Brocken-Marathon.

 

Wer sich mit diesem Marathon beschäftigt, stößt auf folgende Hinweise des Veranstalters, die Laufenthusiasten trennt in diejenigen, die sich abgestoßen, und diejenigen, die sich magisch angezogen fühlen:

 

Der Brocken-Marathon ist ein Wettkampf mit ganz besonderen Anforderungen. Über 1000 Höhenmeter machen diesen Marathon zu einem der schwierigsten Ausdauerläufe Deutschlands. Nur sehr gut trainierte Läuferinnen und Läufer sollten diese Herausforderung riskieren. Auf dem Brockengipfel herrscht Hochgebirgsklima. Mit starkem Wind und Wetterumschlag muss gerechnet werden. Für diesen Fall werden am Eisernen Tisch (Kilometer 17) vom Veranstalter gelbe Schutzjacken für die Brockenpassage ausgegeben (Rückgabe dann am Knochenbrecher). Jeder Teilnehmer sollte sich darauf einstellen und trägt die persönliche Verantwortung für seine Gesundheit. Für den Fall, dass auf dem Brocken unzumutbare Wetterbedingungen erwartet werden, behält sich der Veranstalter operativ eine Streckenveränderung vor.

 

Uwe zählt zweifellos zur zweiten Kategorie. Er freute sich schon sehr auf diesen Marathon, bei dem Norddeutschlands höchster Berggipfel, der Brocken (1143 Meter über NN) zu bezwingen war. Nach einer akribischen Vorbereitung hätte ihn jedoch fast eine Erkältung, die ihn nur drei Tage vor dem Start heimsuchte, ausgebremst. Er behalf sich mit einer intensiven Vitaminkur, die ihm trotz eines Resthustens einen Start ermöglichte.

 

Unter diesen Voraussetzungen wählte er das Motto „Safety first“, also versuchte er vom Start weg, sich so weit wie möglich im Recom- bzw. GA1-Bereich zu bewegen, um ein gutes Laufgefühl zu haben. Die Taktik, den Lauf locker anzugehen, statt voll Power zu laufen, ging voll auf: Er konnte selbst auf den schwierigen, reichlich vorhandenen Bergpassagen frei atmen.

 

Uwes Beschreibung der abenteuerlichen Strecke ließ sehr anschaulich erahnen, dass der Lauf kein Zuckerschlecken war:

 

Gestartet wurde in Wernigerode-Hasserode. Bis Kilometer 9 etwa war die Strecke relativ flach. Auf den folgenden 10 Kilometern ging es hoch bis zum Brocken. Zunächst allmählich, aber bald immer steiler stiegen die Wege an, die auf den Gipfel führten. Spätestens ab Kilometer 16-17 war ein flüssiges Laufen nicht mehr möglich, da das Höhenprofil doch zu anstrengend wurde. So wechselten Geh- und Laufpassagen einander ab, nicht nur bei Uwe, sondern auch beim überwiegenden Rest des Teilnehmerfeldes.

 

Der in den Hinweisen beschriebene Fall trat tatsächlich ein: Der Gipfel war in eine dichte Wolkendecke eingehüllt und die ruppigen Windverhältnisse machten es erforderlich, dass bei Kilometer 17 die gelben Schutzjacken ausgegeben wurden. Oben angekommen, war der Sturm so heftig, dass Uwe sich fühlte, als würde er jeden Moment abheben und davonfliegen.

 

Kurz vor Kilometer 20 wurde der Gipfel überschritten und nach der Erwartungshaltung sollte es nun leichter werden. Dem war aber nicht unbedingt so. Zutreffenderweise hatte der Veranstalter gewarnt, dass der eigentliche Lauf erst nach der Besteigung des Brockens beginne, eine Herausforderung zu werden. Ständig wechselnde Bergab- und Bergaufpassagen zehrten an den Kräften und ließen kaum eine Erholung zu. Gefühlt ging es erst bei Kilometer 39 bergrunter, bis dahin war es ein ewig langes Auf und Ab.

 

Mit seiner Zeit von 3:53 Std. war Uwe sehr zufrieden. Da es das erste Mal war, dass er auf Schnupperkurs mit einem Gebirgslauf ging, hatte er sich kein Zeitziel gesetzt. Hauptsache genießen, Spaß haben, gut ankommen! All das war ihm geglückt, also: Alles richtig gemacht! Wiederholung nicht ausgeschlossen, eher sogar wahrscheinlich!

 

Bemerkenswert und erschütternd zugleich war für Uwe der katastrophale Zustand des Waldes rund um den Brocken. Er meinte, von Wald könne man gar nicht mehr sprechen. Kranke, abgestorbene Bäume und riesige Lücken im restlichen Baumbestand zeugten von einem kläglichen Erscheinungsbild. Uwe, der davon zwar schon gehört und gelesen hatte, aber nun erstmals Augenzeuge des fortgeschrittenen Waldsterbens am Brocken wurde, zeigte sich richtig erschrocken und fand daher die Aktion des Veranstalters lobenswert: Für jeden Teilnehmer wird ein Baum gepflanzt. Eine sinnvolle Verwendung eines Teils des Startgeldes, um die Aufforstung zu unterstützen.

 

Ergebnis Brocken-Marathon (778 Finisher):

Uwe Neudert

3:53:23 Std. netto

3:53:49 Std. brutto

15. M45

83. M

87. Gesamt



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